Verlag Herder
128 Seiten
kartoniert
Bestell-Nr.:4328852
ISBN: 978-3-451-32885-5
Warum wird das durch die Räume tobende Kind für einen Jungen gehalten? Warum statten Eltern milieuübergreifend ihre Kinder häufig geschlechtstypisch mit Kleidung,Spielwaren und anderem aus? Warum zeigen Kinder gerade im Kindergartenalter ein sehr geschlechtstypisches Verhalten? Warum gibt es nach wie vor weniger Frauen* in Führungspositionen, warum so wenige Männer* als Erzieher in Kitas?
Geschlecht ist verwoben in alle Lebensbereiche. Wir finden Geschlechtersymbole und Geschlechterstereotype überall vor. Sie sind in gesellschaftliche Strukturen und in Organisationen eingeschrieben und sie beeinflussen die Geschlechtsidentitätsentwicklung von Kindern maßgeblich. Wenngleich viele Eltern ihre Kinder heutzutage nicht geschlechtstypisch erziehen und pädagogische Fachkräfte Kinder gleich behandeln wollen, zeigen Studien, dass sie sich vielfach in ihrem Erziehungsverhalten an tradierten Geschlechterbildern orientieren. Wie ist dies zu erklären?
Alle Menschen, die in dieser Kultur aufgewachsen sind und leben, sind beeinflusst und geprägt von den allgegenwärtigen Symbolen, Strukturen und Identitätskonstruktionen von Geschlecht. Wie die Gesellschaft aufgebaut und strukturiert ist, Verhaltensweisen, Gefühlsäußerungen, Spielmaterial und vieles mehr ist »vergeschlechtlicht«. Wir sind unausweichlich damit konfrontiert. Wenn wir uns nicht bewusst und reflektiert damit auseinandersetzen, reproduzieren wir meist die vorherrschenden Geschlechterverhältnisse, ob wir wollen oder nicht. Dies führt jedoch häufig zu einer Einschränkung der Entfaltungsmöglichkeiten von Kindern auf das, was jeweils als »weiblich« oder als »männlich« gilt und behindert individuelle Bildungsprozesse in der frühen Kindheit. Außerdem führen die herrschenden Geschlechterverhältnisse immer wieder zur Ausgrenzung von Kindern, die den geschlechtstypischen Vorgaben nicht entsprechen. Und Kinder, die geschlechtlich nicht einfach nur als entweder »weiblich« oder »männlich« verortet sind, stehen vor außerordentlichen Herausforderungen, ihren Platz in einer zweigeschlechtlich strukturierten Gesellschaft zu finden. Die vorherrschende Geschlechterkonstruktion birgt außerdem soziale Ungleichheiten wie beispielsweise die ungleiche Bezahlung von Frauen* und Männern* und die Abwertung sozialer Berufe.
Daher hat sich immer mehr die Erkenntnis durchgesetzt, dass wir bereits im Elementarbereich eine genderbewusste Pädagogik brauchen. Denn in dieser Zeit werden wesentliche Impulse gesetzt für den Erwerb der geschlechtlichen Identitäten. Hier werden die Weichen dafür gestellt, ob Kinder ihre Geschlechtsidentitäten auf eine Weise ausgestalten können, die ihren individuellen Fähigkeiten und Interessen entsprechen. Denn Kinder setzen sich aktiv mit der sie umgebenden Umwelt und damit auch mit den Geschlechterverhältnissen auseinander. Kinder experimentieren gerade im Kindergartenalter mit den Präsentationsweisen von »Weiblichkeit« und »Männlichkeit« in unserer Kultur und setzen diese zu sich selbst in Beziehung. Daher ist es notwendig, Kinder bei dieser Erprobung kritisch zu begleiten. Denn vor allem die älteren Kindergartenkinder inszenieren die Geschlechterverhältnisse besonders rigide und provozieren immer wieder Situationen, in denen sie sich von anderen ihr Geschlecht bestätigen lassen. Wenn Kinder nicht darin bestärkt werden, ihr So-Sein auszuleben, wie es ihnen entspricht, wenn ihnen keine Spielräume in der Identitätsentwicklung ermöglicht und keine Alternativen zur herkömmlichen Geschlechtersymbolik geboten werden, orientieren sie sich häufig an den traditionellen Geschlechterkonstruktionen. Dies führt zu Einschränkungen der Entfaltungsmöglichkeiten von Kindern und wirkt sich oft negativ auf die Entwicklung aus. Wenn Kinder in einigen Bereichen weniger und in anderen mehr gefördert werden, weil beispielsweise Lesen als weiblich und Mathematik als männlich gilt, können sie in den entsprechenden Bereichen weniger ihre Fähigkeiten entwickeln. Wenn Kinder sich am Habitus des tobenden, unangepassten und widerständigen Jungen* orientieren, verspricht dies zwar Anerkennung, führt jedoch vielfach zu Anpassungsproblemen und Konflikten. Die Kinder begeben sich damit auf einen schmalen Grat zwischen »bewundert werden und nerven«. Dies kann sie leicht zu ausgegrenzten Störenfrieden machen (Faulstich-Wieland 2010, S. 9). Auch überschätzen manche Kinder ihre körperlichen Möglichkeiten und riskieren nicht nur Schrammen, sondern sogar Verletzungen, um dem vorherrschenden Männlichkeitskonstrukt vom »starken Jungen« zu genügen. Sie lernen dadurch, dass Angst und Schwäche »nicht zu Jungen gehören«. Dies kann dazu führen, dass sie diese Gefühle für sich ablehnen. Wenn Kinder ihre Bedürfnisse nach Aktivität oder raumgreifendem Verhalten nicht ausleben, weil »Mädchen eben nicht so sind«, werden ihre Entfaltungsmöglichkeiten eingeschränkt. Ihre Aggressionen und auch ihre Konfliktbewältigungsversuche richten sich bei einigen Kindern zunehmend »nach innen«, teilweise sogar gegen den eigenen Körper. Sie lernen eher sich anzupassen als sich selbst zu behaupten. Auch andere Aspekte des gegenwärtig herrschenden Weiblichkeitskonstruktes können sich negativ auf die Entwicklung von Kindern auswirken: Wenn Kinder sich beispielsweise bereits im Kindergartenalter mit Schlankheitsidealen und Diäten beschäftigen, besteht die Gefahr, dass sie ein gestörtes Essverhalten entwickeln. Diese und andere geschlechtstypische soziale Praktiken versprechen Anerkennung in der Gleichaltrigengruppe und werden – ungewollt – vielfach von Erwachsenen unterstützt. Viele Kinder neigen glücklicherweise dazu, vorgegebene Geschlechterkonstruktionen zu überschreiten, wenn sie merken, dass diese nicht ihren Interessen entsprechen. Kinder, die sich nicht geschlechtstypisch verhalten, werden jedoch häufig verunsichert und herabgewürdigt. Grundlage einer geschlechter- bzw. genderbewussten Pädagogik ist es daher, Kinder – unabhängig von Geschlechterstereotypen – in ihrer Individualität zu fördern und geschlechtstypische (ungesunde und einschränkende) soziale Praktiken bei den Kindern aufzudecken und diese Prozesse des »doing gender« kritisch zu begleiten.
Dabei ist der Einfluss der Geschlechterkonstrukte oft nicht leicht zu durchschauen, weil sie auf unterschiedlichen Ebenen wirken, die miteinander verknüpft sind und einander wechselseitig durchdringen. Veränderungsansätze und pädagogische Konzepte wirken daher wenig nachhaltig, wenn sie nur auf einzelnen Ebenen ansätzen. Die Wirkmacht der herrschenden Geschlechterverhältnisse ist nur zu verstehen (Analyseebene) und zu beeinflussen (Veränderungsebene), wenn wir verschiedene Ebenen zugleich beachten.
Es sind vor allem drei Ebenen, die hier eine wesentliche Rolle spielen (»Geschlechter-Dreieck«). Neben der »Geschlechtersymbolik« (für Kinder über Symbole zu Männlichkeit und Weiblichkeit und Geschlechterstereotype erlebbar) und dem »Geschlecht als Strukturprinzip« (für Kinder vor allem über die Arbeitsteilung der Geschlechter und ein Modelllernen erlebbar) sind hier als dritte Ebene die individuellen Geschlechtsidentitätskonstruktionen und die Prozesse des »doing gender« zu nennen (also wie Menschen jeweils »Männlichkeiten« und »Weiblichkeiten« im Alltag aktiv herstellen) (vgl. auch Reimann 2002, S. 9; Focks 2002, S. 12-28).
Ebenen des Geschlechter-Dreiecks
Vor allem die Ebene der individuellen Geschlechtsidentitätskonstruktionen (»doing gender«) wird leicht vernachlässigt. So zeigen Kinder nicht nur ihre Spielinteressen, wenn sie mit Autos oder mit Puppen spielen, sondern zugleich konstruieren sie »Männlichkeit« und »Weiblichkeit «. Indem sie beispielsweise vor allem bauen, Fußball spielen oder toben zeigen sie, dass sie »Jungen sind« und indem sie sorgen, pflegen und mit Puppen spielen, dass sie »Mädchen sind«.
Geschlecht ist jedoch nur ein Merkmal der individuellen Identitätskonstruktionen von Kindern. Die Lebenswelten von Kindern sind immer auch beeinflusst von ihrer Zugehörigkeit zu einer bestimmten Altersgruppe, Kultur, Ethnie, ihrem Körper oder einem sozialen Milieu. Sie werden als Angehörige dieser Gruppen betrachtet und definieren sich selbst in diesem Geflecht von Zugehörigkeiten. So konstruieren wir »Weiblichkeit« oder »Männlichkeit« in verschiedenen Altersgruppen, Kulturen oder sozialen Milieus unterschiedlich. Beispielsweise ist es in einigen Kulturen alltägliche Praxis, dass Männer* sich umarmen oder an der Hand halten, in anderen gilt es als »unmännlich«. Es ist daher notwendig, das Thema Geschlecht weder zu banalisieren noch zu dramatisieren. Geschlecht ist eines von verschiedenen Aspekten der Identitätskonstruktionen von Kindern und von ungleichheitsrelevanten Faktoren. Um allen Kindern die gleichen Bildungschancen zu ermöglichen und um Inklusion zu fördern, müssen die unterschiedlichen Faktoren immer in Verknüpfung miteinander (intersektional) betrachtet werden.1
Genderbewusste Pädagogik ist der Oberbegriff für einen reflektierten Umgang mit Geschlecht und Geschlechterkonstruktionen auf der Ebene der Kinder, der Erziehungsberechtigten, der pädagogischen Fachkräfte und der Einrichtung. Grundlage ist die Wertschätzung der tatsächlichen (geschlechtlichen) Vielfalt und Individualität von Kindern unter Berücksichtigung vorhandener sozialer Ungleichheiten in den Geschlechterverhältnissen. Diese doppelte Blickrichtung, Kinder sowohl als Angehörige ihrer Geschlechtergruppe als auch in ihrer Einzigartigkeit mit ihren individuellen Stärken und Interessen zugleich zu betrachten, ist grundlegend für eine genderbewusste Pädagogik. Dabei geht es nicht nur um mehr oder gleiche Chancen, sondern immer auch um soziale Gerechtigkeit, Inklusion und die Umsetzung der Kinderrechte.
Genderbewusste Pädagogik
Das Ziel geschlechter- bzw. genderbewusster Pädagogik ist es, Kinder – jenseits von Geschlechterklischees – in ihren individuellen Interessen und Fähigkeiten zu fördern. Es geht darum sie bei der Ausgestaltung ihrer individuellen Geschlechtsidentitäten zu unterstützen – unabhängig von den jeweils herrschenden Vorstellungen vom »richtigen Mädchen« und »richtigen Jungen«. Geschlechterbewusste Pädagogik beruht auf einer Haltung, die auf der Anerkennung vielfältiger Lebensweisen basiert und Chancengerechtigkeit und Inklusion betont.
Durch die Allgegenwärtigkeit und die stetige Präsenz, mit der Geschlecht in Symbolen und Strukturen verwoben ist, scheint es uns natürlich, selbstverständlich und normal. Und auch die Darstellung von »Männlichkeit« und »Weiblichkeit« erfolgt so routiniert, dass diese für die Beteiligten und für Beobachter*innen selbst als solche meist ungesehen bleiben.
Daher geht es in den ersten drei Kapiteln des Buches darum, die Konstruktion der Geschlechterverhältnisse auf allen Ebenen als solche sichtbar zu machen (zu rekonstruieren) und anzuregen, wie eine geschlechterbewusste Pädagogik umgesetzt werden kann (zu dekonstruieren).
Im ersten Kapitel erfahren Sie dazu, welchen Einfluss Geschlechterstereotype haben und wie sie die Entfaltungsmöglichkeiten und die Entwicklung von Kindern einschränken. Sie erhalten Anregungen zur Sensibilisierung und konkrete Empfehlungen, wie eine genderbewusste Pädagogik zur Vermeidung von Geschlechterzuschreibungen umgesetzt werden kann.
Im zweiten Kapitel geht es darum, wie das soziale Leben auf der Grundlage der Geschlechterverhältnisse organisiert und strukturiert ist und welche Chancenungleichheiten sich daraus für den Kitabereich ergeben. Sie erhalten dazu eine Handreichung zur Sensibilisierung für die herrschenden Geschlechterverhältnisse in den unterschiedlichen Lebens- und Arbeitsbereichen (Gender-Quiz mit vielen statistischen Daten und Zahlen zum Einstieg in das Thema).
Darauf aufbauend widmet sich das Buch im folgenden Kapitel der dritten Ebene des Geschlechter- Dreiecks, d. h. wie »Männlichkeiten« und »Weiblichkeiten in der alltäglichen Interaktion aktiv hergestellt werden. Dabei werden sowohl die Phasen der individuellen Geschlechtsidentitätsentwicklung dargestellt als auch die unterschiedlichen Geschlechtsidentitäten. Sie erfahren, welche Risiken es birgt, wenn Kindern keine Spielräume in der Geschlechtsidentitätsentwicklung eingeräumt werden und Sie erhalten Empfehlungen zur Verankerung einer genderbewussten Pädagogik.
Eine genderbewusste Pädagogik wird im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe jedoch nicht nur gebraucht, sondern wir sind auch rechtlich dazu beauftragt. Im vierten Kapitel erfahren Sie, welche gesetzlichen Grundlagen zu einer genderbewussten Pädagogik verpflichten und was gesetzliche Grundlagen für Kindertageseinrichtungen und die pädagogische Arbeit mit Kindern bedeuten. Dazu erhalten Sie einen Überblicksplan zu den rechtlichen Grundlagen und weiterführende Literatur und methodische Anregungen zum Thema Menschen- und Kinderrechte.
Jegliches pädagogisches Handeln wird von unseren theoretischen Vorannahmen mit bestimmt. Je nachdem, welches Bild wir von »Männlichkeit« und »Weiblichkeit« und dem Geschlechterverhältnis haben, werden wir unterschiedliche Akzente in unseren pädagogischen Herangehensweisen setzen. Aus diesem Grund widmet sich das fünfte Kapitel der Frage, wie sich Geschlecht in den Vorstellungen, den Strukturen und dem Erleben von Menschen im Wandel der Zeit verändert hat und welche Vorstellungen es in verschiedenen Kulturen gibt. Sie erfahren, welche theoretischen Annahmen und Diskurse zu Geschlecht es gibt und was diese jeweils für die pädagogische Praxis bedeuten. Denn nur so ist es möglich eine eigene reflektierte pädagogische Haltung zu entwickeln. Sie erhalten eine Zusammenfassung der verschiedenen Diskurse und Anregungen für die kritische Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Perspektiven im Team, in der Fort- und Weiterbildung und in Ausbildung und Studium.
Im sechsten Kapitel erfahren Sie, wie sich Kinder geschlechtstypische soziale Praktiken aktiv aneignen und welche Gewinn- und Verlustseiten eine geschlechtstypische Sozialisation birgt. Zugleich erfahren Sie, dass eine geschlechtstypische Sozialisation Entfaltungsmöglichkeiten einschränkt, zu sozialen Problemen und zu Ausgrenzung von Kindern führen kann.
Im folgenden siebten Kapitel geht es um die fachlichen Orientierungen einer genderbewussten Pädagogik; um die Ebenen der Umsetzung, die Ziele und Arbeitsformen. Sie erfahren, was Genderkompetenz ist, welche Rolle das Geschlecht der pädagogischen Fachkräfte spielt und wie eine geschlechterbewusste Pädagogik im Berufsalltag umgesetzt werden kann. Es geht außerdem um Gender Mainstreaming. Und Sie erfahren, welche Inhalte für Ausbildung, Studium, Fort- und Weiterbildung notwendig sind.
Seit einigen Jahren gelten Kindertageseinrichtungen als Orte umfassender Bildung mit einem expliziten Bildungsauftrag. Damit Kindertageseinrichtungen Bildung für alle Kinder – unabhängig von ihrer Geschlechtszugehörigkeit – gewährleisten, müssen sie sich der Frage stellen, wie sie die Teilhabe aller Kinder ermöglichen können. Bei diesem inklusiven Bildungsverständnis geht es darum alle Kinder wahrzunehmen, zu fördern und zu beteiligen; mit ihren unterschiedlichen Stärken und Schwächen, ihren Interessen und Bedürfnissen, ihren sozialen (Mehrfach-)Zugehörigkeiten und Lebenswelten. Im achten Kapitel erfahren Sie, wie Bildungsprozesse durch soziale Ungleichheiten behindert werden. Darauf aufbauend geht es darum, wie in Kindertageseinrichtungen (Selbst-)Bildungsprozesse und die selbsttätige Aneignung von Welt gefördert werden können. Sie erfahren außerdem, wie in den Bildungsplänen der Länder für Kita und Kindertagespfl ege genderbewusste Pädagogik thematisiert wird. Sie erhalten in diesem Kapitel außerdem Empfehlungen, um Bildungsprozesse für alle Kinder zu fördern und bekommen Anregungen und Methoden zur Selbst- und Teamreflexion.
Genderbewusste Pädagogik ist eine Querschnittsaufgabe für alle Bildungsbereiche. Dabei geht es nicht darum, spezifi sche Angebote für jeden Bildungsbereich zu entwickeln; dies birgt eher die Gefahr der Dramatisierung von Geschlecht. Die Herausforderung ist vielmehr, alle Bildungsbereiche daraufhin zu betrachten, inwiefern sie einschränkende Geschlechterkonstruktionen eher stabilisieren oder aber eine kritische Auseinandersetzung und Veränderung fördern. In den folgenden Kapiteln werden ausgewählte Bildungsbereiche in dieser Weise genderbewusst refl ektiert. Sie erhalten für jeden Bildungsbereich jeweils einen Leitfaden zur Umsetzung und zusätzlich konkrete Anregungen, Aktionen, Spiele und Projekte für die Praxis in Kita und Hort sowie für Ausbildung und Studium, Fort- und Weiterbildung. Dabei geht es darum, wie Partizipation genderbewusst umgesetzt werden kann (Kapitel 9), wie wir mit Konfl ikten in der Kita umgehen und wie Konfl iktlernen umgesetzt werden kann (Kapitel 10). Außerdem geht es um den Bildungsbereich Sexualität und die Umsetzung einer genderbewussten Sexualpädagogik (Kapitel 11). Da sich kindliche Bewegungsaktivierung vielfach an einschränkenden tradierten Geschlechterbildern orientiert, geht es darum, wie Bewegungserziehung und Körperwahrnehmung genderbewusst gestaltet werden kann. Ebenso für den Bildungsbereich Körper und Bewegung erhalten Sie einen Leitfaden und praktische Anregungen, Aktionen und Spiele (Kapitel 12). Abschließend werden für den Bildungsbereich Mathematik, Naturwissenschaften und Technik Empfehlungen zur Umsetzung einer genderbewussten Pädagogik skizziert (Kapitel 13).
Auch über Sprache werden Vorstellungen von Normalität transportiert und Menschen ausgegrenzt. Bei einer genderbewussten Pädagogik wird daher immer die Geschlechtervielfalt mitgedacht. Durch das Gender-Sternchen (*) wird betont, dass alle Geschlechter gemeint sind, aber auch, dass sexuelle Identität über das biologische Geschlecht hinausgeht und biologisches Geschlecht und sexuelle Identität nicht immer übereinstimmen müssen.
Die einzelnen Kapitel des Buches sind aufeinander aufgebaut, aber auch unabhängig nutzbar für die Bearbeitung einzelner Themenschwerpunkte, für Seminare in Ausbildung und Studium sowie Fort- und Weiterbildung. Sie enthalten jeweils Zusammenfassungen, Anregungen zur Reflexion und zur praktischen Umsetzung, die als Kopiervorlagen genutzt werden können.
In der Verbindung aus Theorie und Praxis, Information und Reflexion und zugleich konkreten Empfehlungen und praktischen Anregungen zur Umsetzung richtet sich das Buch an pädagogische Fachkräfte in Kindergarten, Kindertagesstätte und Hort, an Fachberater*innen, Mitarbeiter*innen bei Trägern, Lehrer*innen und Schüler*innen von Fachschulen, Lehrende und Studierende und Sozialpädagog*innen in Fort- und Weiterbildung. Es richtet sich an all jene, die sich auf den spannenden Prozess einlassen wollen, Kinder in ihrer Vielfalt und in ihren Stärken wahrzunehmen und wertzuschätzen und sich für Inklusion einzusetzen.